Die gläsernen Reporter kommen – Auf der Suche nach den richtigen Daten

Früher hatte ein Chefredakteur definitiv die Lacher auf seiner Seite, wenn er öffentlich über „Käi Pi Eis“ witzelte. So ein Zeug wie Key Performance Indicators (KPIs), also Kennzahlen, die Leistung mess- und vergleichbar machen sollen, war definitiv etwas für die von der anderen Seite. Gemeint waren damit die Typen aus dem Verlag oder aus anderen Branchen und Unternehmen, wo man Management lernen musste und nicht einfach nur so managte. Mochten sich Journalisten an manchen Tagen wie Handwerker fühlen, nur dass sie elektronische Flächen mit Zeilen füllten statt Ziegel zu schichten, in dem Punkt waren sie ganz Künstler: Der Wert ihrer Werke lasse sich keinesfalls in Excel-Tabellen abbilden, fanden sie.   

Ein paar Lacher würden Redaktionsleiter mit dem KPI-Gag heute vermutlich immer noch kassieren, aber den meisten ist das Witzeln vergangen. Stattdessen überlegen sie, wie sie ihre Journalisten behutsam dafür erwärmen können, die Wirksamkeit ihrer Arbeit mit Daten abzubilden. Denn nur so lassen sich knappe Ressourcen besser steuern. Welche Texte, Podcasts und Videos fesseln Kund*innen für wie lange, wie sieht der typische Leser*innen-Weg in den Wochen vor dem Abschluss eines Abos aus, mit welchen Inhalten hält man Abonnent*innen besonders bei Laune? Besser wär’s, man wüsste es. 

Fakt ist, moderne Redaktionen erfreuen sich durchaus daran, Daten aller Arten zu erheben, zu analysieren und zu nutzen – nur dann nicht, wenn es um individuelle Leistungen und gar Ziele geht. Ist es in anderen Branchen selbstverständlich, Mitarbeiter*innen nach Output, Geschwindigkeit oder Verkäufen zu bewerten, haben Journalist*innen – zumindest in Deutschland – eher Schwierigkeiten damit. Journalismus könne man nicht auf diese Weise kategorisieren, argumentieren sie dann, und wissen damit Betriebsrat und Gewerkschaften auf ihrer Seite. Denn den meisten Arbeitnehmervertretern ist jegliche Art individueller Leistungskontrolle suspekt.

Einerseits haben sie zuweilen recht. Denn auch rund um redaktionelle Angebote gibt es eine Menge Daten, die wenig oder das Falsche aussagen, verwirren oder in die Irre leiten. Der Weg zu sinnvollen Kennzahlen ist oft lang und von Versuch und Irrtum geprägt. Andererseits spüren manche, dass sie mit ihrer Opposition falsch liegen, pflegen sie aber trotzdem – aus Eigeninteresse.

Dahinter steckt Angst, und auch die ist berechtigt. Früher konnte man noch die Reichweite des Mediums stolz vor sich hertragen, selbst wenn man ahnte, dass nicht jeder eigene Text ein Kracher war. „Die FAZ lesen vielleicht ein paar Hunderttausend, aber uns liest ganz Deutschland!“, belehrte der ältere dpa-Kollege die junge Kollegin, was damals aufmunternd gemeint war. Das ist ein Vierteljahrhundert her, das Selbstverständnis hat aber überlebt. Heute allerdings zeigen redaktionelle Analytics sehr individuell, ob tatsächlich ganz Deutschland liest, oder ob der scharf durchdachte Essay die Leser*innen komplett kalt lässt oder sie nach durchschnittlich zehn Zeilen rauswirft. Und offene Dashboards machen das im Zweifel auch für die Kolleg*innen transparent. Die Sorge ist groß, dass solche Angaben als Leistungsanalyse missbraucht und bei der nächsten Sparrunde gegen einzelne Reporter*innen und Redakteur*innen genutzt werden.

Wie gehen Führungskräfte mit diesem Dilemma um? Denn natürlich ist es wichtig, solche Daten zu erheben, um Mitarbeiter*innen sanft in die strategisch gewünschte Richtung oder entlang ihrer eigenen Stärken zu steuern. Schließlich kommt es darauf an, mit schrumpfenden Kapazitäten mehr zu erreichen. Und das ist durchaus wörtlich zu verstehen. Ein Stück, dass kaum jemand sieht, hört, liest, kann nichts bewegen, so gut es auch gemeint sein mag. Journalismus rechtfertigt sich über seine Wirkung, weniger denn je ist er reine Chronistenpflicht.

Gefragt sind also Metriken zum Mögen. Und da kommt es auf ein paar Dinge an. Zunächst einmal sollten es die richtigen sein. Zahlen, die nur die Eitelkeit befriedigen, weil sie in ein Chart gepackt hohes Wachstum suggerieren und sich deshalb bei der Präsentation im Führungskreis gut machen, werden zurecht keine Akzeptanz finden. Klicks und Seitenaufrufe zum Beispiel mögen zwar beeindruckend sein, sagen aber nichts darüber aus, ob Inhalte wirklich Kunden binden und am Ende Einnahmen generieren. Sie fördern höchstens die Art Journalismus, für die sich selbst außerhalb der Branche das Wort Clickbait durchgesetzt hat.

Außerdem müssen die Zahlen die Strategie abbilden. Wer auf digitale Abos abzielt, braucht andere Kennwerte als derjenige, dem Reichweite wichtig ist, wer viele Abo-Abschlüsse aber eine hohe Kündigerquote hat, muss wieder anderes messen. Gewöhnlich dauert es eine Weile, bis Redaktionen ihre „North Star“ Metrik gefunden haben, also ein meist aus mehreren Zahlen kombinierter Wert, der aussagt, ob man sich in die richtige Richtung bewegt. Erst wenn das gelungen ist, lohnt es sich, auch die Mitarbeiter*innen darauf einzuschwören.

Darüber hinaus müssen die Zahlen verständlich und einfach zu kommunizieren sein. Philipp Ostrop, Mitglied der Chefredaktion bei Lensing Media, berichtet von den Erfahrungen bei den Ruhr Nachrichten: „Wir haben am Anfang unserer Digital-Abo-Reise den Fehler gemacht, die Newsrooms auf den schönen neuen Dashboards mit zu vielen und zu wenig relevanten Daten und Metriken zu nerven. Das war zu kompliziert und vor allem nicht handlungsorientiert.“ Die Leitfrage müsse lauten: Wer benötige welche Zahlen, um davon abzuleiten, was nun zu tun sei.

Ideal ist ein einziger Wert, der aussagt, ob ein Text zum gewünschten Ziel beiträgt oder nicht. Das kann die Anzahl der Abonnenten sein, die ein Stück lesen, was ein Hinweis auf Loyalität und Kundenbindung ist. Bei Lensing sind es die Daily Active Subscribers. Andere Redaktionen kombinieren mehrere Metriken zu einem Wert. Wieder andere kommunizieren allein die Zahl der Digital-Abo-Abschlüsse. Allerdings setzt sich mehr und mehr die Erkenntnis durch, dass selten nur eine einzige Geschichte zum Griff nach der Kreditkarte motiviert. Einige Redaktionen, zum Beispiel schauen sich deshalb das Leseverhalten in den Wochen vor dem Abo-Abschluss an. Alle Texte, die in dieser Zeitspanne auftauchen, werden als wirksam eingestuft.

Hierzulande zögern die meisten Redaktionen noch, solche Messwerte zu nutzen, um damit Kolleg*innen zu bewerten oder ihnen Ziele zu setzen. Man hofft, dass sie aus eigenem Antrieb gut abschneiden wollen. In amerikanischen Newsrooms wird Leistung mit höherer Selbstverständlichkeit bewertet. Die Seattle Times hat dabei eine interessante Strategie entwickelt: Die Kolleg*innen treten im Wettbewerb gegen sich selbst an. Sie müssen ihren Vorjahreswert an wirksamen Texten – gemessen an der Nähe zu Abo-Abschlüssen – jeweils um 15 Prozent übertreffen. Auf diese Weise stehe Qualität im Zentrum, sagt der geschäftsführende Redakteur Danny Gawlowski. „Wenn ich die Opern-Kritikerin mit dem Kollegen vergleiche, der über Fußball schreibt, ist das Unsinn.“ Allerdings habe es ein paar Jahre und etliche Diskussionen inklusive Verwirrung gekostet, bis man sich auf die gegenwärtige Metrik verständigt habe – und natürlich suche man nach immer noch besseren Messmethoden.

Ganz wichtig dabei sind Transparenz und eine offene Diskussionskultur. So erlebt es zumindest der geschäftsführende Redakteur der schwedischen Zeitung Dagens Nyheter, Caspar Opitz. Die meisten Kolleginnen und Kollegen fänden es gut, dass sie wüssten, wie ihre Geschichten abschnitten, sie wollten ja gelesen werden. Man nutze die Erkenntnisse aber vor allem, um daraus zu lernen, nicht für Sanktionen. „Mitarbeiter sollen sich sicher fühlen“, ist der Leitsatz von Dagens Nyheters Chefredakteur Peter Wolodarski. Er findet es wichtig, Arbeitnehmervertreter frühzeitig in alle Prozesse einzubinden. Der Journalistenberuf sei schon fordernd genug.

Mitarbeitern Sicherheit bieten, das ist Kern guter Führung. Das bedeutet aber nicht, das Team im wohlig-warmen Gefühl zu baden, dass alles so bleiben kann, wie es ist – denn das wird es nicht. In Zeiten rasanten Wandels heißt Sicherheit bieten vor allem, Mitarbeiter*innen auf dem Weg in die Ungewissheit zu begleiten. Zahlen und Ziele helfen dabei, Erwartungen klar zu formulieren, zu kommunizieren und wenn nötig gemeinsam anzupassen. Das ist zumindest ein Gerüst, an dem man sich entlanghangeln kann. Auch wenn es manchmal ins Schwanken gerät.  

Dieser Text erschien zuerst am 29. Mai 2020 im Newsletter des Digital Journalism Fellowship an der Hamburg Media School.

Journalismus muss schlechte Laune machen – aber bitte nicht immer!

Manchmal hilft offenbar nur noch abschalten. Menschen, die Nachrichten und anderen journalistischen Produkten bewusst aus dem Weg gehen, nennen dafür in Umfragen durchweg vor allem einen Grund: Journalismus mache ihnen schlechte Laune. Und in der Corona-Krise, wen wundert’s, wandert die Stimmung offenbar besonders häufig in den Keller. Nach einem anfänglichen Run auf Nachrichtenangebote aller Art steige der Anteil derer massiv, die Nachrichten vermeiden, meldete das Reuters Institute der Universität Oxford in einem jüngst veröffentlichten Factsheet aus einem Forschungsprojekt zum Nachrichtenkonsum der Briten in der Covid-19 Lage. Fast 60 Prozent der Befragten gaben in der Erhebung aus der zweiten Maiwoche an, den Nachrichtenfluss zumindest manchmal zu ignorieren. Jeder Fünfte mag gar nicht mehr hinschauen – und dies in fast neun von zehn Fällen wegen der Corona-Berichterstattung.

Zwei Drittel begründeten die Enthaltsamkeit mit dem Effekt auf die Psyche, andere störten das Überangebot, Zweifel an der Vertrauenswürdigkeit der Medien und ein Gefühl der Ohnmacht, das sich beim Lesen, Schauen oder Hören häufig einstelle. Man könne ja doch nichts ändern.

In anderen Ländern dürften diese Zahlen nicht viel anders ausfallen. Und von der Tendenz her ähneln sie Erhebungen aus weniger angespannten Zeiten. Der Digital News Report, die ebenfalls vom Reuters Institute publizierte größte weltweite Erhebung zum online Medienkonsum, taxiert den Anteil der Journalismus-Vermeider Jahr um Jahr im Schnitt auf ungefähr ein Drittel – Tendenz steigend, hieß es 2019.

Das sollte Redaktionen aus mehreren Gründen zu denken geben. Erstens schöpfen schlecht informierte Bürger ihr Potenzial nicht aus, in der Demokratie Entscheidungen zu beeinflussen. Zweitens, und das gilt insbesondere für Krisenzeiten, bringen sie aus Unwissen womöglich sich selbst und andere in Gefahr. Drittens sind sie anfälliger für Falschinformationen oder gar Verschwörungstheorien, die sie zum Beispiel aus dem Bekanntenkreis erreichen. Viertens, und das ist in Zeiten gefährdeter Geschäftsmodelle für die Medien wichtig, schöpfen auch die Redaktionen ihr Potenzial nicht aus. Wenn sie die Nachrichten-Vermeider verloren geben, ist das eine Entscheidung gegen ein potenzielles Publikum – mit allen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Folgen.

Redaktionen beschäftigen sich allerdings eher selten mit denjenigen, die einen Bogen um ihre Produkte machen, man könnte sagen: zu selten. Das liegt in der Natur modernen Audience-Managements. Denn eine noch so ausgeklügelte Datenanalyse wertet nur die Präferenzen und Gewohnheiten derjenigen Leserinnen und Leser aus, die man schon hat. Auch das beste Analytics-Tool kann diejenigen nicht erfassen, die gar nicht erst vorbeischauen. An die kommt man nur heran, wenn man mit neuen Angeboten zum Beispiel auf anderen Plattformen oder eben mit einer anderen inhaltlichen Grundstimmung experimentiert.  

Journalistinnen und Journalisten reagieren oft ungehalten, wenn man sie mit dem Schlechte-Laune-Argument konfrontiert. Sie sagen dann, es sei schließlich ihr Job, Missstände aufzudecken, Entscheidern auf die Finger zu schauen oder über Risiken aufzuklären. Man könne die Welt nicht rosarot malen, wenn sie in Wahrheit eher gegen dunkelgrau tendiere.

Einerseits haben sie recht. Journalismus muss schlechte Laune machen, aus all den genannten Gründen. Jeder, der sich schon mal mit Veränderungs-Management beschäftigt hat, weiß, dass ohne einen gewissen Leidensdruck gar nichts funktioniert, weder in der Politik noch sonst irgendwo. Zum Beispiel hat die aktuelle Berichterstattung über Risiken wesentlich dazu beigetragen, dass sich die Menschen in der akuten Bedrohung auch freiwillig vernünftig verhalten haben.  

Andererseits liegt dieser fast reflexhaften Abwehr von Kritik am Miesepeter-Journalismus ein großes Missverständnis zugrunde. Den Bürgerinnen und Bürgern geht es gar nicht um ein Feuerwerk an Wohlfühl-Inhalten. Sie vermissen nur zuweilen etwas Perspektive. In der Krise möchten sie wissen, was funktioniert, wie Menschen Probleme kreativ angehen, welche Politik Effekte zeigt. Wenn Nachrichten wie ein kalter Wasserstrahl auf sie niedergehen, sehnen sie sich nicht unbedingt nach einem plötzlichen Switch zu Badewassertemperatur. Sie wollen den Hahn erkennen, mit dem man das Ganze abdrehen oder zumindest regulieren kann. Denn nur das gibt ihnen das Gefühl, dass sich etwas bewegen und gestalten lässt. Der Variante des Journalismus, die sich konstruktiv nennt, kommt es deshalb weniger auf „positiven“ als auf lösungsorientierten Journalismus an.

Hier gibt es übrigens einen Zusammenhang mit Erkenntnissen über die gesellschaftlichen Gruppen, die eher zu den Nachrichten-Vermeidern gehören. Es sind eher Frauen als Männer und eher Menschen im mittleren Alter, also der Rush-Hour des Lebens, in der das Zeitbudget für alles außerhalb der Organisation von Job und Familie knapp bemessen ist. In der Corona-Krise scheint dieser Effekt besonders ausgeprägt zu sein. Die Mehrfach-Belastung insbesondere von Frauen schlägt sich auch in den Daten des Reuters Instituts nieder.

Es geht aber nicht allein um Zeitmangel. Frauen begeistern sich nach allem, was man weiß, generell weniger für einen Journalismus, in dem es nur um Sieger und Verlierer, Helden und Verbrecher und Machtkämpfe im Allgemeinen geht. Sie interessieren sich eher für das alltägliche Auf und Ab des Lebens, und wenn es Vorbilder für ein Auf gibt, dann umso besser. Vor allem aber haben Leserinnen und Leser ein gutes Gespür dafür, wann alles schon mal irgendwo gesagt wurde, nur noch nicht von jedem. Konkurrenz der Medienhäuser oder einzelner Journalisten untereinander, Besserwissertum, Rechthaberei oder Prahlerei („Das haben wir exklusiv“) lassen sie meistens ziemlich kalt.

Das Publikum mag Journalismus mit Nutzwert, selbst wenn der Nutzen nur in Unterhaltung oder Überraschung liegt. Und manchmal tut es den Nachrichten-KonsumentInnen sogar gut, wenn sie sich so richtig über etwas ärgern können. Schlechte-Laune-Journalismus hat seinen Platz. Aber der muss ja nicht immer in der ersten Reihe sein. 

Diese Kolumne erschien zuerst im Newsletter des Digital Journalism Fellowship an der Hamburg Media School am 22. Mai 2020           

 

                   

Braucht der digitale Journalismus Stars?

Der bislang größte Scoop in der Corona-Krise ist womöglich dem NDR gelungen. Mit dem Charité-Virologen Christian Drosten hatte der Sender recht früh in der Pandemie einen Experten aufgetan, der so kundig, verständlich und sympathisch über Aerosole, Inkubationszeiten und Antikörper-Tests erzählen konnte, dass ihm schon nach kurzer Zeit halb Deutschland lauschte. Am 26. Februar gab es den ersten Podcast Coronavirus-Update, seitdem hält das Format im NDR reichlich Kolleginnen und Kollegen auf Trab. N-Joy Programmdirektor Norbert Grundei, der Drosten „entdeckt“ hatte, erzählt davon in einem – was auch sonst? – Podcast für das Digital Journalism Fellowship. Drosten jedenfalls wurde zum Star mit allen Risiken und Nebenwirkungen, Liebeserklärungen und Hassmails inklusive. Was nicht nur zu der Frage führt: Braucht der Journalismus Stars? Sondern zu einer weiteren: Braucht der digitale Journalismus sie noch nötiger?

Natürlich haben Promis Redaktionen schon immer gutgetan, und das gilt für beide Seiten: die der Protagonisten und die der Journalisten. Nicht ohne Grund gibt es einen von PR-Abteilungen mühsam und zunehmend restriktiv orchestrierten Wettbewerb um Interviews mit besonders bekannten Gesichtern. Klar: ein Gespräch mit Menschen, die zur Marke geworden sind, hebt das Profil der eigenen Medienmarke, selbst wenn der Inhalt zuweilen Wünsche offen lässt. Ähnliches gilt für jene Groß-KommentatorInnen, -ModeratorInnen oder -ReporterInnen, die nicht nur das Ansehen eines Hauses heben, sondern auch manch einen Nutzer dazu bewegen, ein Abo abzuschließen oder einen Sender einzuschalten. Stars bringen Geld. Dies hat sich im digitalen Journalismus nicht geändert.

Was anders geworden ist, sind die Anforderungen an Redaktionen. Früher fanden ganze Generationen von Journalistinnen und Journalisten in den Beruf, weil sie entweder davon träumten, eine Art Hanns Joachim Friedrichs oder Antonia Rados zu werden, oder weil sie hofften, womöglich irgendwann auch mal eine Tina Turner, Angela Merkel oder einen Oliver Kahn interviewen zu dürfen. Auch früher ist das vielen nicht gelungen. Aber immerhin konnten sie vielleicht mit dem örtlichen Bürgermeister, der Landesmeisterin im Biathlon oder dem Regisseur des Stadttheaters interessante Gespräche führen.

Im digitalen Journalismus hingegen gibt es unendlich viele wichtige Rollen und Aufgaben, die wenig Potenzial dazu haben, einen in Star-Nähe zu bringen oder gar selbst zum Star zu machen. Gesucht werden deutlich mehr Funnel-ManagerInnen, Suchmaschinen-OptimiererInnen, Community-ManagerInnen oder ProduktentwicklerInnen. Wer kluge Instagram-Formate entwickeln kann oder sich ein wenig mit Software auskennt und die Automatisierung von Redaktionsaufgaben vorantreiben kann, wird ganz sicher sehnsüchtiger erwartet als noch jemand, der den Nahost-Konflikt zu kommentieren weiß. Die Journalistinnen und Journalisten von morgen müssen sich als erstes als Dienstleister verstehen (was manch einem Journalisten von gestern auch nicht geschadet hätte). Das aber erfordert ein vollkommen anderes BewerberInnen-Profil. Die Ausbildung von JournalistInnen hat sich noch nicht überall darauf eingestellt.

Und was ist mit den Stars?  Im digitalen Journalismus können sie Gewinnbringer sein mit ihrer Expertise, ihrem Stil, ihrer Strahlkraft und Persönlichkeit. Um ExpertInnen mit vielen Followern lassen sich wunderbar Produkte bauen: Newsletter, Podcasts, Service-Angebote, Bühnen-Auftritte, in der Zeit vor Corona sogar Leserreisen. Stars binden Nutzer. Solange man ihnen Zeit dafür lässt, ihre Expertise zu entwickeln, kann das gut funktionieren.

Dafür müssen sie allerdings noch nicht einmal Journalisten sein. Dass der Youtuber Rezo in diesem Jahr einen Nannen-Preis gewonnen hat, steht als Sinnbild für diese Entwicklung. Nicht allen in der Branche hat das gefallen, ein Kollege kommentierte die Empörung der Platzhirsche auf Meedia mit den Worten, dies zeige „ein Grundproblem des alten Journalismus“. Im diesem alten Journalismus blieb man gerne unter sich. Aus Konkurrenz, Neid und Missgunst wurde so manch ein Star geboren, manch anderer aus dem Rennen geworfen. Juan Moreno beschreibt diese Welt in seinem Buch „Tausend Zeilen Lüge“ zum Fall Relotius.

Auch im neuen Journalismus ist Platz für Stars. Aber Branchenkrise und Vertrauensdebatte haben die Demut zurückgebracht, die Corona-Krise mit ihrer Unsicherheit den Respekt vor der Aufgabe. Es ist die Zeit der kleinen Erkenntnisse, nicht die der großen Worte. Und vor allem geht es um den Dienst am Publikum. Der Star darf dann ruhig auch mal ein Virologe sein.   

Dieser Text erschien zuerst als Beitrag zum Newsletter des Digital Journalism Fellowship der Hamburg Media School am 15. Mai 2020, er erschien auch bei journalist.de.

   

Quote, sportlich genommen – Was Redaktionen vom 50:50 Projekt der BBC lernen können

Dürfte man sich noch so unbeschwert ins Gesicht fassen wie früher, hätte man sich womöglich die Augen gerieben. Julia Jäkel, Vorstandsvorsitzende von Gruner + Jahr, eröffnete kürzlich einen Gastbeitrag in Die Zeit mit den Worten, dass seit Tagen etwas in ihr arbeite: „Ich möchte etwas dazu schreiben, aber ich traue mich nicht.“ Bitte? Die Chefin eines der größten Verlagshäuser Europas traut sich nicht, etwas zu schreiben?

Nun, viele Journalistinnen dürften sich nicht so arg gewundert haben. Über dem Stück stand schließlich: „Zurück in der Männerwelt“. Und Reporterinnen und Redakteurinnen hierzulande wissen, dass man über so ein Thema nur so offen schreibt, wenn man Hass-Kommentare im Netz und Kollegen (und Kolleginnen) mit genervten Blicken gut aushalten kann. Wollen sie im eigenen Laden, der üblicherweise von Männern geführt wird, noch etwas werden, verkneifen es sich die meisten übrigens auch. Jäkel allerdings ist schon etwas, und deshalb kann sie sich solch ein öffentliches Nachdenken eher leisten als andere. Aber selbst ihr fällt es offenbar schwer.

Jäkel wundert sich in dem Stück lautstark und mit einem Anflug von Resignation, wo denn in der Coronakrise all die Führungsfrauen geblieben seien, auch im eigenen Haus. In Video-Konferenzen begegne sie ihnen jedenfalls nicht. „Homeoffice bedeutet für Tausende Frauen gerade vor allem home und wenig office. Und das ist besonders bitter, weil jetzt Karrieren gemacht werden“, schreibt sie. Und endet mit: „Frauen sind so viel weniger weit, als wir es dachten.“

Kurz zur Erinnerung: Deutschland, das ist das Land, in dem jüngst die erste weibliche Vorstandsvorsitzende eine Dax-Konzerns nach einem halben Jahr abtreten musste, weil man ihr den Job ohnehin nur in einer Doppelspitze zugetraut hatte und in der Krise nun entschlossenes Handeln nötig sei – so die offizielle Begründung des Software-Konzerns SAP bei der Trennung von Jennifer Morgan. Es ist auch das Land, in dem 2019 nur acht von 110 Regionalzeitungen Chefredakteurinnen hatten und die Redaktion keines großen Titels alleine von einer Frau geführt wird, wie zum Beispiel die der Financial Times, des Guardian, des Economist oder der Sunday Times, nur um mal über den Kanal zu schauen.

In einer Studie zu Vielfalt in Redaktionen, die Deutschland, Großbritannien und Schweden verglichen hat, kamen das Reuters Instituts aus Oxford und das Publizistische Seminar der Universität Mainz zu dem Ergebnis: Im Vereinigten Königreich zeigt sich ein Mangel an Vielfalt vor allem beim Thema soziale Herkunft, in Schweden bei der ethnischen Diversität und dem Stadt-Land-Gefüge, in Deutschland geht es – immer noch, muss man sagen – um die Geschlechterfrage. Wobei man nach Führungspersonal aus Einwanderer-Familien noch vergeblicher sucht, wie eine jüngst veröffentlichte Studie der Neuen Deutschen Medienmacher ergeben hat. 

Im Journalismus ist das besonders verstörend, denn gemessen an den Zahlen und der Qualifikation der Absolventinnen ist der Beruf ausgesprochen weiblich. In den Redaktionen schaffen es im Verhältnis dazu wenige Frauen nach oben, und selbst wenn schlägt sich das noch nicht zwangsläufig in den Inhalten nieder. Während Medienmarken wie die Financial Times oder die schwedische Tageszeitung Dagens Nyheter seit längerem Gender Bots einsetzen und damit kontrollieren, wie sich das Verhältnis von männlichen und weiblichen Protagonisten in Bild und Wort darstellt, ist das Thema Geschlechter-Repräsentation in Deutschland offenbar immer noch so heikel, dass man Vorstandschefin oder karrieremüde sein muss, um darüber zu schreiben. Das geschieht in einer Branche, die sich von Berufswegen dazu verpflichtet, die Gesellschaft zu repräsentieren, wie sie ist.

Im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist die Lage etwas besser. Und richtig lernen können alle, wirklich alle von der BBC und ihrem 50:50 Projekt. Der Erfolg von 50:50 ist ein Knaller, es handelt sich um „das größte kollektive Vorhaben für gleiche Repräsentation im BBC Programm“, wie es auf der Projektseite heißt. Vor drei Jahren hatte der charismatische Moderator Ros Atkins in seiner Redaktion die Idee entwickelt, in einer Art internem Wettbewerb zu zeigen, dass eine 50:50 Präsenz von Frauen und Männern im Programm leicht zu schaffen ist.

Es gab keine Vorgabe von oben, nur Mund-zu-Mund-Propaganda und ansteckende Begeisterung. Immer mehr Redaktionen wollten zeigen, dass auch sie es hinkriegen. Irgendwann fing Intendant Tony Hall Feuer und feierte die Idee. Schon bei der ersten großen Bestandsaufnahme im Mai 2019 hatte der größte Teil der Beteiligten die Vorgabe erreicht, selbst in „schwierigen“ Ressorts wie Sport oder im arabischen Raum. Mittlerweile machen innerhalb der BBC etwa 600 Teams mit – und nicht nur das. Das Vorhaben hat Nachahmer in 20 Ländern gefunden, weltweit haben 60 Organisationen das Konzept übernommen. Man könnte jetzt erwähnen, dass man auf der Landkarte vergeblich nach deutschen Unternehmen schaut.

Ah, halt, die sind ja derzeit mit der Digitalisierung beschäftigt – und dazu mit dem von Jäkel beobachteten ziemlich männlichen Krisenmanagement. Aber das Ringen um Diversität auf später zu vertagen ist auch mit Blick darauf ein schwerer Fehler. Digitalisierung bedeutet im Journalismus „Audience first“, also von den Bedürfnissen und Nutzergewohnheiten des Publikums her nicht nur denken, sondern auch handeln. Auf diese Weise begeistert man loyale Kunden, sichert sich also die Zukunft. Und das potenzielle Publikum ist jung, alt, audio-, video- oder print-affin, einheimisch und zugewandert und, ja, männlich, weiblich – vielfältig eben. Nur gut gemischte Teams werden es schaffen, in dieser Vielfalt zu denken und entsprechende Produkte zu entwickeln. Die BBC nimmt übrigens für ihre 50:50 Challenge weiterhin Bewerbungen entgegen. 

Dieser Beitrag entstand für den Newsletter zum Digital Journalism Fellowship der Hamburg Media School, dort veröffentlicht am 8. Mai 2020.              

Der Journalismus und seine Gegner: Mehr Optimismus wagen

Bei der Lektüre des jährlichen World Press Freedom Index der Organisation Reporter Ohne Grenzen (RSF) musste man sich schon immer auf die Portion Optimismus besinnen, die man braucht, um für eine bessere Medienzukunft zu streiten. In diesem Jahr fällt das noch schwerer als sonst. Für die Forscher von RSF entscheidet sich in diesem Jahrzehnt das Schicksal des Journalismus, und als würde das Corona-Virus nicht nur innere Organe sondern auch die der öffentlichen Meinungsbildung befallen, titeln sie: „Entering a decisive decade for Journalism, exacerbated by coronavirus“. Man kann sagen, dass die Pandemie auf einen vorgeschädigten Patienten trifft.

Große Überraschungen birgt das im April 2020 veröffentlichte Dokument der Verfolgung, Unterdrückung und Missachtung journalistischer Arbeit überall auf der Welt nicht. Norwegen, Finnland, Dänemark und Schweden besetzen die Spitzenplätze in Sachen Pressefreiheit, während sich die üblichen Verdächtigen auf den hinteren Rängen anstellen. Regierungswechsel nach demokratischen Wahlen sind von jeher das einzige erprobte Mittel für einen nennenswerten Aufstieg im Ranking – was in diesem Jahr zum Beispiel Malaysia, den Malediven und dem Sudan gelang.

Das Fazit der Organisation ist allerdings drastisch. Der Analyse zufolge sind eine Vielzahl der gegenwärtigen Entwicklungen dazu geeignet, den Journalismus oder wenigstens Teile davon lebendig zu begraben. So identifizieren die RSF-Experten gleich vier Krisen: eine geopolitische, eine technologische, einer demokratische, eine ökonomische und eine Vertrauenskrise.

In der Tat benutzen viele Regierungen von Ungarn bis Irak das Virus dazu, die Pressefreiheit einzuschränken und die Bedingungen zu verschärfen, unter denen Journalisten arbeiten. Und der Einbruch der Weltwirtschaft und damit des Anzeigengeschäfts führt dazu, dass sich in diesem Fall nicht einmal die Klassenbesten sicher fühlen können.

Woher also in diesem Jahr den Optimismus nehmen? Tatsächlich gibt es ein paar Lichtblicke, aus denen Perspektiven werden könnten. Zunächst einmal: Das Vertrauen in vertraute Medienmarken wächst. Öffentlich-rechtliche Sender und Qualitätsmedien verzeichnen Zugriffe wie lange nicht – wenngleich sich abzeichnet, dass das Interesse mit der Dauer des Ausnahmezustands nachlässt. Viele Leser und Leserinnen schließen Digital-Abos ab, selbst wenn die Corona-Berichterstattung frei zugänglich gemacht wurde. Die Zahlungsbereitschaft für Journalismus steigt (auf niedrigem Niveau) auch in Ländern, wo man das nicht für möglich gehalten hätte. Viele Bürger begreifen, dass ihnen Journalismus etwas wert sein muss.

Auch diejenigen mit tieferen und ganz tiefen Taschen haben das erkannt. Namhafte Stiftungen sowie die von den Verlegern überlicherweise in einer Art Hassliebe geschmähten Tech-Konzerne Google und Facebook bekennen sich mit Not- und Projekthilfe in Millionenhöhe zum Qualitätsjournalismus. Das Reuters Institute an der Universität Oxford hat als Chair der Indpendent News Emergency Relief Coordination die Aufgabe übernommen, Förderer zu beraten, wo ihre Hilfe am meisten ausrichtet. Stiftungen wie Luminate und die McArthur Foundation und Organisationen wie Wan-Ifra sind beteiligt.     

Jetzt also gilt es: Nun können Journalisten zeigen, was sie draufhaben. Eine publikumsorientierte Redaktion – Stichwort: Audience first – beschäftigt sich mit den verschiedenen Interessenlagen, die sich in dieser Krise ausgebildet haben. Eltern mit kleinen und schulpflichtigen Kindern zum Beispiel, Geschäftsleute und Kleingewerbetreibende, diejenigen, die sich zu Hause langweilen und Inspiration suchen, diejenigen, die sich einsam fühlen und vielleicht von vergangenen Zeiten träumen möchten, diejenigen, die kranke oder pflegebedürftige Angehörige haben und sich insgesamt für Gesundheitsthemen interessieren oder diejenigen, für die es eine Herausforderung ist, täglich Mahlzeiten auf den Tisch zu bringen. Jetzt gilt es, all diese Gruppen zu identifizieren und bestmöglich zu bedienen – zur Not mit Lesestoff aus dem Archiv, wenn die Redaktionskapazität wegen Kurzarbeit zusammengeschrumpft ist.  

Die nächste Lektion: Die virtuelle Redaktion ist möglich. Sie sei sogar eine Überlebensstrategie für diejenigen Medienunternehmen, die sich das traditionelle Pressehaus mit seinen Desktop-gespickten Großraumbüros nicht mehr leisten können, schreibt der Journalist und Gründer Tom Trewinnard für das Nieman Lab. Tatsächlich könnte die nun in Tausenden Home Offices geprobte Dezentralisierung Journalisten ermöglichen, wieder viel näher an ihr Publikum heranzurücken.

Neben dem Wissenschaftsjournalismus hat der Lokaljournalismus gerade in der Krise eine herausragende Bedeutung bekommen. Die Vertrauenslücke zwischen Journalisten und ihren Lesern/Hörern/Zuschauern entstand schließlich oft auch, weil die Lebenswelten der Redakteure in den Metropolen sich stark von denen weiter Teile ihres Publikums unterschieden haben, das Unverständnis dafür, was Menschen auf dem Land bewegt, hat schon zu so mancher Überraschung am Wahltag geführt. Wahr ist aber auch, dass in zentralisierten Redaktionen viel Energie in Macht- und Profilierungskämpfe statt in den Journalismus und neue strategische Ideen fließt. Wenn es Medienmarken schaffen, solche virtuellen Verbünde aufzubauen, könnten beide Seiten profitieren: der Journalismus und sein Publikum.

Und eine weitere Tatsache könnte Anstoß für einen Wandel sein: Regierungen nutzen die Krise zunehmend als Vorwand, Journalisten den Zugang zu offiziellen Informationen zu erschweren. Das muss man beklagen. Aber man kann auch darüber nachdenken, ob die Wiedergabe offizieller Verlautbarungen nicht schon längst den Dingen gehört, die man getrost den Verlautbarungsabteilungen überlassen kann. In den USA führen die Journalismus-Professoren Jay Rosen und Jeff Jarvis seit einiger Zeit eine Debatte darüber, wie viel Bühne man einem Präsidenten wie Donald Trump geben darf, dem es nie auf Argumente sondern lediglich darauf ankommt, bei seinen Unterstützern zu punkten. Weniger Nähe zu Funktionären, mehr zu den Bürgern und den Fakten – das bekommt dem Journalismus gut. Dort, wo sich Journalisten mit ihrem Publikum verbünden, haben sie die besten Chancen, die Krise zu überstehen. Den Medienhäusern in ihrer bisherigen Form wird das nicht in jedem Fall gelingen.

Dieser Text entstand für den Newsletter des Digital Journalism Fellowship an der Hamburg Media School im April 2020.

„Fake News“ und die Corona-Krise: Das Problem sind die „Real News“

Es war am 2. Februar 2020. Weltweit hatten Behörden gerade einmal knapp 15 000 an Covid-19 erkrankte Patienten registriert. Noch schlummerten die Karnevalskostüme in den Schränken, die Skier für die Ferien in Wolkenstein oder Ischgl warteten auf ihren Schliff. Für Reisen empfahl die Weltgesundheitsorganisation keine besonderen Vorkehrungen. Auch von einer Pandemie sprachen die WHO-Experten zu jenem Zeitpunkt nicht, den man jetzt getrost mit „damals“ bezeichnen darf. Allerdings fürchteten sie eine massive “Infodemic“. Eine Flut an Informationen mache es den Menschen schwer, richtig und vertrauenswürdig von falsch und manipuliert zu unterscheiden und sich entsprechend zu verhalten, hieß es in der entsprechenden Präsentation.

Nun regiert die Pandemie, und die Menge an Falschmeldungen dürfte mindestens proportional zu den Fallzahlen gewachsen sein. Aber wie schlimm ist das Problem der „Fake News“ im Zusammenhang mit Covid-19 wirklich? Und muss man es ebenso fürchten wie das Virus? Oder verhält es sich damit wie mit dem gesamten Komplex der „Misinformation“: dass die Berichterstattung darüber oft massiver ist als das Problem selbst?

Forscher des Reuters Institute for the Study of Journalism und des Internet Institute an der Universität Oxford haben die Lage kürzlich in einem Kurzreport beleuchtet. Er basiert auf einer Analyse von 225 Stücken an englischsprachigen Falschinformationen, die zwischen Januar und März publiziert und von der Fact-Checking-Organisation First Draft untersucht wurden. Die Stichprobe hat den Nachteil, dass sie keine Meldungen aus privater Kommunikation wie WhatsApp oder anderen Messenger-Diensten erfasst und sich nur auf den englischen Sprachraum konzentriert. Dennoch untermauert das Ergebnis einige Erkenntnisse, die auch frühere Studien zum Komplex „Fake News“ zutage gefördert haben.

Die wichtigsten: Bei den meisten als falsch klassifizierten Nachrichten handelt es sich nicht um komplett erfundene Inhalte, sondern um Informationen, die verfälscht oder in einem anderen Zusammenhang weiterverbreitet wurden (59 Prozent). Berücksichtigt man die Masse der Interaktionen, hat dieser Typus der Falschinformation sogar einen Anteil von 87 Prozent. „Deep Fakes“, also Inhalte, die mit aufwändigen technischen Mitteln manipuliert wurden, fanden die Forscher überhaupt nicht. Schon frühere Forschung hatte ergeben, dass es beim Problem „Fake News“ überwiegend nicht um jene Troll-Fabriken geht, die eigens gebastelte Inhalte massenhaft um die Welt verbreiten. Viel häufiger handelt es sich um Informations-Schnipsel, die nach dem Prinzip „Stille Post“ bewusst oder unbewusst falsch wiedergegeben werden.

Zudem fanden die Forscher Bestätigung dafür, dass Misinformation häufig „von oben“ kommt, insbesondere, was ihre Verbreitung angeht. Wurden falsche Inhalte wie in einem Fünftel der untersuchten Fälle von Prominenten geteilt, also zum Beispiel von Spitzenpolitikern oder Schauspielern, hatten sie eine weit höhere Durchschlagkraft (69 Prozent) als Posts von Menschen ohne Funktion und Bekanntheit. Als US-Präsident Donald Trump beispielsweise das Malaria-Mittel Hydroxychloroquine im Zusammenhang mit Covid-19 erwähnte, waren die Leidtragenden nicht etwa nur Fox-News-hörige Amerikaner. Nein, Kranke in Nigeria erlitten Vergiftungen. Die Falschmeldung, die das Mittel als vermeintlich wirksam gegen Covid-19 erwähnt hatte, war übrigens zunächst mit dem Absender Stanford University in der Tech-Szene des Silicon Valley zirkuliert und unter anderem von Elon Musk weiterverbreitet worden, wie Joan Donovan für das Wissenschaftsmagazin Nature nachzeichnete. Sie sieht die Verantwortung, gegen Falschinformationen vorzugehen, vor allem bei den Tech-Unternehmen. „Social media companies must flatten the curve of misinformation“, schreibt sie. Falschmeldungen gehörten früh „in Quarantäne“, und dafür sollten die Social Media Unternehmen mit Wissenschaftlern zusammenarbeiten. Seien „Fake News“ erst einmal großflächig verbreitet, könne man sie kaum zurückholen.       

Felix Simon war einer der an dem Oxford-Report beteiligten Forscher des Internet Institute. Er sagt: „Was mich am meisten beeindruckt hat, ist die schiere Vielfalt an Misinformation rund um das Corona-Virus und die Pandemie. Von Verschwörungstheorien bis hin zur Behauptung, die Simpsons hätten die Pandemie vorhergesagt, ist so ziemlich alles dabei.“ Die wichtige Botschaft ist aber: An der Menschheit zweifeln muss man deshalb nicht. „Vorhandensein bedeutet nicht Effekt“, so Simon, „die Mehrheit der Menschen scheint sich vernünftig zu verhalten und diesen Dingen nicht auf den Leim zu gehen“.

Ein weiterer, aktuellerer Report des Reuters Institute legt nahe, dass in der Corona-Krise zwar viele Falschinformationen kursieren und gesehen werden, dies aber vor allem an der Vertrauenswürdigkeit der Plattform-Unternehmen kratzt. Die Krise hat offenbar dazu geführt, dass sich viele Bürger wieder den traditionellen Medien oder Wissenschaftlern und Behörden direkt zuwenden, wenn sie verlässliche Informationen suchen. Das, was Bekannte und Verwandte über Facebook teilen, wird offenbar nicht so ernst genommen.    

Tatsächlich ist das Phänomen „Fake News“ meist weniger dramatisch, als es die Berichterstattung darüber suggeriert, dies hatten auch schon frühere Ausgaben des Digital News Report ergeben. Generell kann man sagen, dass gewöhnlich nur ein kleiner Teil der Bevölkerung damit in Berührung kommt und ein noch kleinerer Teil anfällig dafür ist und sie weiterverbreitet, darunter überdurchschnittlich viele ältere Menschen. Für die Medienbranche heißt das: Es ist zwar wichtig, Lügen zu entlarven. Nur sollten Redaktionen ihre Energien nicht gänzlich darauf verschwenden. Weitaus wichtiger ist es, Fakten zu recherchieren und entsprechende Erkenntnisse zu verbreiten. Und gerade das ist die Herausforderung in der Corona-Krise. Es gibt wenige gesicherte Fakten und Zusammenhänge. Forscher sind in einem ständigen Dialog und versuchen, sich der Wahrheit anzunähern, studieren und verwerfen wieder. So geht Wissenschaft.

Für Journalisten und Politiker ist genau das eine Herausforderung. Politiker müssen jetzt entscheiden, Journalisten müssen jetzt Empfehlungen geben und die Seriosität ihrer Politiker bewerten. Es bleibt keine Zeit, auf die Ergebnisse aller Studien zu warten. So manch eine Infografik erweist sich da als Design-Friedhof, so manch eine Empfehlung als überholt. Galt zum Beispiel vor ein paar Wochen noch die Ansage, Maskenpflicht für Gesunde im öffentlichen Raum sei Unsinn, wird sie in manchen Ländern jetzt umgesetzt.

In einem Artikel für das US-Portal Recode hat sich Peter Kafka mit der Berichterstattung amerikanischer Medien über das Virus beschäftig: „What went wrong with the media’s coronavirus coverage?“, fragt er darin und schlussfolgert, aktueller Journalismus sei sehr schlecht darin, Risiken angemessen zu kommunizieren. Das gilt zumal dann, wenn Risiken so schwer abzuschätzen sind wie im Fall Corona, weil es noch keine Vergangenheit gibt, die man ordentlich ausmessen kann. Eine Münchner Regional-Zeitung, die auf der Titelseite mit dem „großen Corona-Faktencheck“ wirbt, mag man deshalb zwar für ihre erzieherischen Verdienste loben. Doch wer weiß schon, ob morgen noch gilt, was heute als „richtig“ angekreuzt wurde? Den Medien bleibt deshalb nur das, was den besseren Journalismus schon immer ausgezeichnet hat: dranbleiben. Denn selbst die WHO kann sich irren.

Dieser Text entstand für den Newsletter des Digital Journalism Fellowship der Hamburg Media School im April 2020  

Job Titel: Managing Roboter

Automatisierung in der Redaktion, für manch einen mag das nach Arbeitsplatzabbau klingen. Tatsächlich kann sie Medienhäusern beim Überleben helfen und den Journalismus verbessern. Es kommt ganz darauf an, was man damit macht.   

Wenn Unternehmen jetzt für Produkte werben, die Corona im Titel tragen, stellt sich zuweilen Misstrauen ein. Schließlich gilt: Keine Krise ohne Krisengewinnler, und nicht jeder hat das Gewinnen verdient. Brauchen Redaktionen also „Corona Watch“? Der Bot wertet automatisch wichtige Quellen zur Krisenlage aus und alarmiert Redakteure und Reporter über einen Slack Channel. Die Redaktion legt vorher Quellen und Kriterien fest.

Die Redaktion der schwedischen Tageszeitung Aftonbladet findet: ja. Chef vom Dienst Michael Poromaa sagt, das Tool entlaste sein Team nicht nur, es verschaffe ihm auch einen Wettbewerbsvorteil. Man hätte sonst 21 Seiten der lokalen Gesundheitsbehörden ständig selbst aktualisieren müssen, so Poromaa. „Vorher waren wir oft maximal die zweiten, die über neue Fälle berichtet hatten, jetzt sind wir die ersten.“

Entwickelt hat „Corona Watch“ die schwedische Firma United Robots, die diverse automatisierte Lösungen für Redaktionen anbietet. Aftonbladet sei mit der Idee gekommen, innerhalb eines Tages habe man sie umgesetzt, sagt Cecilia Campbell. Campbell berät United Robots, zuvor hat die Journalistin Redaktionen für die World Association of News Publishers (Wan-Ifra) beim Aufbau von Bezahlangeboten unterstützt. In Skandinavien hat man wenig Berührungsängste, was den Roboter-Journalismus angeht, im Gegenteil. „Wer es sich noch leisten kann Journalisten einzustellen, setzt sie lieber auf größere Recherchen an“, sagt Campbell. Viele einfache Aufgaben hingegen könne man gut an Roboter auslagern.

Viele Verlage glauben, dass Automatisierung der Branche beim Überleben helfen kann. Stefan Aberg zum Beispiel leitet ein Team von gerade einmal zwei Dutzend JournalistInnen beim schwedischen Medienhaus VK Media. Es sei unmöglich, damit alle Kundenbedürfnisse zu erfüllen, sagte er 2019 auf einer Konferenz. Die Lösung: „Wir bauen eine Armee von Robotern.“ Man habe Bots für alles Mögliche: Wetter, Verkehr, Grundstücksverkäufe, Sportwettkämpfe. Seitdem die Redaktion sie großflächig verwende, sei die Zahl der Digital-Abonnenten um 70 Prozent gestiegen.

Schon heute setzen Redaktionen überall auf der Welt künstliche Intelligenz ein. Die größte Rolle spielt sie bislang im Marketing. Bots machen Leserinnen und Lesern automatisiert Abo-Angebote oder beliefern sie mit personalisierten Inhalten. Manch einer sagt, sie hören dem Publikum besser zu als Journalisten, weil sie Daten entsprechend schnell auswerten können. Einige Redaktionen trauen künstlicher Intelligenz zu, ihre Homepages besser und vorurteilsfreier zu bestücken, als sie das selbst schaffen würden. Die kanadische Globe and Mail zum Beispiel lässt von Software sicherstellen, dass täglich auch Inhalte „vorne“ spielen, die für Minderheiten interessant sind. Auch bei Projekten des Datenjournalismus und bei der Überprüfung von Fakten kommt Automatisierung häufig zum Einsatz. Manch eine Redaktion lässt von Bots feststellen, ob das Geschlechterverhältnis der zitierten Quellen ausgewogen ist.

Deutlich weniger Medienhäuser delegieren das Texte-Schreiben an Roboter. Diese Möglichkeit setzen vor allem Nachrichtenagenturen ein, denn sie müssen eine Grundversorgung bieten und deshalb viele Routine-Arbeiten erledigen. Die amerikanische AP gehörte zu den ersten Anwendern, die Quartalsberichte von Unternehmen automatisch erstellen ließ. Wo Reporter früher ein paar Hundert Firmen abdeckten, kommen Roboter heute auf ein paar Tausend im Vierteljahr. Die Washington Post hat ihre Wahlberichterstattung mit Hilfe von KI-Tools massiv ausgebaut.

Droht den Redaktionen damit ein Kahlschlag? Es sagt viel über den Zustand der Branche aus, dass nicht einmal die Gewerkschaften den Roboter-Journalismus als Teufelszeug verdammen. Job-Abbau und Sparprogramme gibt es schon seit Jahren, jetzt geht es darum zu retten, was zu retten ist. Und das schaffen Redaktionen am besten, indem sie ihre Kunden flächendeckend bedienen – mit exklusiven, von Reportern recherchierten Geschichten und beliebter Standardware gleichermaßen. Zu letzterer Kategorie gehören die lokal angepassten Wetter- und Stauberichte, um sie zu erstellen, muss niemand jahrelang zur Journalistenschule gehen.

Je früher sich Redaktionen mit den Möglichkeiten von KI und Roboter-Journalismus befassen desto besser. Denn wer sich gut auskennt, lässt sich seltener Lösungen andrehen, die kein Mensch braucht. Es geht schließlich darum, den eigenen Journalismus besser zu machen. Und das wird er nicht, wenn man Leserinnen und Leser nur mit Masse erdrückt. Außerdem hilft ein Blick auf eine Ethik-Checkliste, wie sie der ehemalige AP-Journalist und Berater Tom Kent erarbeitet hat. KI-Journalismus ist immer nur so gut, wie die Daten sind, mit denen er gefüttert wird und die Vorgaben, die ihm gemacht werden.     

United Robots bietet übrigens auch ein Tool für Sportredaktionen an. Nach dem Spiel schickt es Trainern automatisch Interview-Fragen, sie orientieren sich am Spielverlauf. Aus den Antworten bastelt der Bot einen Text. Sportreporter müssten sich also gar nicht groß umstellen, sobald es wieder Wettkämpfe gibt. Sie könnten sich weiterhin auf all die hintergründigen Geschichten konzentrieren, die ihnen gegenwärtig so gut gelingen. Den Nach-dem-Spiel-Bericht schriebe Kollege Roboter. Dem Journalismus täte das gut.

Copyright: Alexandra Borchardt 2020, Beitrag für einen Newsletter des Digital Journalism Fellowship an der Hamburg Media School.

Zum Weiterlesen:

Die andere Papier-Krise – Corona bringt die gedruckte Zeitung in Lebensgefahr

Clayton Christensen hat die Corona-Krise nicht mehr erlebt. Der Professor der Harvard Business School, der das heute so salonfähige Konzept der disruptiven Innovation entwickelt hat, starb im Januar dieses Jahres an Krebs. In seinem Buch „The Innovators Dilemma“ hatte er sich mit den Schwierigkeiten erfolgreicher Unternehmen befasst, neue Technologien nicht nur halbherzig zu integrieren, sondern ihre Geschäftsmodelle danach auszurichten und alte über den Haufen zu werfen. In einem Aufsatz mit dem Titel „Breaking News“hatte er sich auch der Medienbranche angenommen. Das war 2012.

Acht Jahre später konfrontiert die Covid-19 Pandemie die Weltwirtschaft mit einer nie dagewesenen Art der Disruption. Die Seuche, die alles auf den Kopf stellt, beschleunigt den technologischen Wandel und erzwingt Innovationen. Erst im Nachhinein wird sich herausstellen, welche davon im wahren Sinne innovativ sind, also gesellschaftliche Verbesserungen gebracht haben. Aber die Wirtschafts- und Arbeitswelt wird nach dem langsamen Erwachen aus der Krise in jedem Fall eine andere sein.

In der Medienbranche zeichnet sich jetzt schon ab: Die Zeitungshäuser, die den technologischen Wandel beherzt angegangen sind und versucht haben, ihn in ihrer Kultur zu integrieren, sind jetzt im Vorteil. In diesen Tagen, in denen die Zugriffe auf Nachrichtenangebote steigen wie nie zuvor, binden sie Abonnenten über digitale Kanäle an sich – und die Leserinnen und Leser ziehen mit. Die anderen, die die Einnahmen aus den gedruckten Ausgaben gehütet haben wie einen Schatz und deshalb eher vorsichtig beim Vermarkten digitaler Angebote waren, rufen ihre Teams jetzt zur Aufholjagd. Denn es ist absehbar, dass die Tage der gedruckten Zeitung nun noch schneller heruntergezählt werden als vor Beginn der Krise.

Anderswo wird gar nicht mehr gezählt. In Großbritannien, wo die Bürger ihre Zeitungen überwiegend am Kiosk oder im Laden kaufen oder freie Exemplare zum Beispiel in der Londoner U-Bahn mitnehmen, hat die Mediengruppe JPI angekündigt, den Druck von zwölf Titeln einzustellen. Eine Stadt wie Milton Keynes mit mehr als 200 000 Einwohnern hat dann ausgerechnet in der Krisenlage keine Tageszeitung auf Papier mehr, vor allem für alte Leser ohne digitale Verbindungen ist das schlimm. In den USA steht dies einigen Titeln ebenso bevor. Dort sind viele Lokalzeitungen in den Händen von Finanzinvestoren, die nicht lange fackeln, wenn ihnen das Geld ausgeht. Die Zahl der Nachrichtenwüsten wird zunehmen, die gar kein lokales journalistisches Angebot mehr haben.

Viele Verleger weltweit denken schon lange darüber nach, wie viel und wie oft man wirklich noch drucken muss. Nun, da Anzeigen fast komplett ausfallen und Probleme bei Produktion und Zustellung drohen, stellen sich diese Fragen in ungeahnter Brisanz. „The Corona Virus is a Media Extinction Event“, ein Ereignis, das zur Ausrottung vieler Medienmarken führen wird, schrieb Buzzfeed Reporter Craig Silverman. Hiobsbotschaften sind täglich zu erwarten, viele Journalisten wird das ihre Jobs kosten.  

In Deutschland mag das im Moment noch harmloser aussehen als anderswo. Im Gegenteil: Menschen, die daheimbleiben müssen, entdecken das Ritual des morgendlichen Zeitunglesens neu, manch eine Redaktion berichtet sogar von neuen Abo-Bestellungen für das Papier-Produkt. Allerdings dampfen die Zeitungshäuser die Umfänge bereits ein. Das liegt nicht nur am Ausfall von Anzeigenerlösen. Außerhalb des gefragten Corona-Stoffs, der alle beschäftigt und interessiert, herrscht auch thematisch Leere. Sport-Wettkämpfe und Veranstaltungen fallen aus, Redakteure sind mit Krisenmanagement beschäftigt, manche müssen in die Kurzarbeit, und Recherchen anderer Stoffe werden erschwert, weil Reporterinnen und Reporter sich zumindest bei Ortsbesuchen zurückhalten, um sich und ihr Umfeld nicht unnötig zu gefährden.

Dass die Papier-Ausgaben irgendwann wieder dicker werden, ist kaum zu erwarten. Schon lange weiß man in der Branche, dass Zeitungsabos eher wegen zu viel des Guten als wegen eines zu geringen Umfangs gekündigt werden. Das Gefühl, der Berg an Lesestoff sei nicht mehr abzuarbeiten, gehört in einer Welt der Über-Information zu den häufigeren Klagen von Leserinnen und Lesern. Außerdem werden auch bedächtige Medienhäuser ihre Kundinnen und Kunden in der Corona-Krise zwangsweise an digitale Produkte heranführen müssen. Es ist wahrscheinlich, dass der Druckbetrieb beeinträchtigt wird oder Zusteller ausfallen, weil sie krank oder in Quarantäne sind. Sind die Leserinnen und Leser aber einmal online, kann man sie auch daran gewöhnen. „In absehbarer Zeit werden die Menschen sehr viel mehr Zeit online verbringen. Uns bislang gibt es wenige Beispiele dafür, dass sie zu Offline-Medien zurückkehren, wenn sie sich erst einmal an Online-Medien gewöhnt haben“, schreibt Rasmus Kleis Nielsen, Direktor des Reuters Instituts an der Universität Oxford in einer ungeschönten Analyse der Lage.

Die gedruckte Zeitung wird in Deutschland nicht von heute auf morgen von den Frühstückstischen verschwinden. Aber viele Verlage werden in der Krise und auch danach ihre Verluste zusammenrechnen und beschließen, das gedruckte Päckchen Papier nur noch für das Wochenende herzustellen. Schon heute verbringen die Leserinnen und Leser dann noch am meisten Zeit mit Print. Das gilt insbesondere für die jüngeren Generationen, die mit den großformatigen Blättern schon lange nichts mehr anfangen können. Der Weg von einer Ausgabe pro Woche zu null Ausgaben ist dann nur noch ein kleiner Schritt. Im generellen Taumel der Wirtschaftskrise, die unzählige Arbeitskräfte kosten wird, dürfte das so manch einem noch nicht einmal auffallen. Zumindest, solange der Journalismus überlebt. 

Copyright: Alexandra Borchardt 

Information jetzt – In der Corona-Krise rettet Qualitätsjournalismus Leben

In der Coro­na­krise sind akku­rate, ver­ständ­li­che, fak­ten­treue Medien ent­schei­dend dafür, wie Ein­zelne handeln und damit wie Gesell­schaft und Wirt­schaft funk­tio­nie­ren. Nur Qua­li­täts­me­dien mit ihrer Reich­weite quer durch alle sozia­len Schich­ten können diese Aufgabe über­neh­men.

Kri­sen­zei­ten sind keine Zeiten für Bes­ser­wis­ser. Es sind die Stunden der­je­ni­gen, die es besser wissen. Dies sollten sich alle zu Herzen nehmen in diesen Tagen, Wochen und abseh­bar Monaten, in denen das Corona-Virus die Gesund­heit von Men­schen rund um den Globus und in der Folge die Welt­wirt­schaft bedroht. Gefühls­aus­brü­che auch von Exper­ten sind in dieser ange­spann­ten Lage zwar ver­ständ­lich. Aber vor allem die­je­ni­gen, die dies als Gele­gen­heit betrach­ten, mit „den Medien“ im All­ge­mei­nen und den öffent­lich-recht­li­chen Sendern im Beson­de­ren abzu­rech­nen, sollten sich diese Emo­tio­nen ver­knei­fen. Denn im Zweifel gefähr­den sie damit Leben.

In der Krise ist eine ver­läss­li­che, akku­rate, ver­ständ­li­che, unab­hän­gige und ebenso tief­ge­hende wie reak­ti­ons­schnelle Infor­ma­tion ent­schei­dend dafür, wie Ein­zelne Handeln und damit wie Gesell­schaft und Wirt­schaft funk­tio­nie­ren. Nur Qua­li­täts­me­dien mit ihrer Reich­weite quer durch alle sozia­len Schich­ten können sie liefern.

Zum Glück ist die all­ge­meine Öffent­lich­keit in den meisten Ländern klüger als so manch eine Chat-Runde in den sozia­len Medien. Die eta­blier­ten Medi­en­häu­ser berich­ten davon, wie Ihnen das Publi­kum sämt­li­che Ange­bote zum Thema Covid-19 förm­lich aus dem Netz saugt. News­let­ter werden so stark geöff­net wie nie, Bei­träge abge­ru­fen, Links geklickt. Manch eine Publi­ka­tion öffnet ihre Bezahl­schranke für Corona-Berichte oder nutzt den Infor­ma­ti­ons­hun­ger fürs Abo-Mar­ke­ting. Die Men­schen wissen, wohin sie sich in unsi­che­ren Zeiten wenden müssen: zu den Medien ihres Ver­trau­ens. Und auch die Ent­schei­dungs­trä­ger infor­mie­ren sich dort. So manch eine kluge Info­gra­fik über ver­schie­dene Sze­na­rien zur Aus­brei­tung der Pan­de­mie hat auch Zau­de­rer in Politik und Unter­neh­men davon über­zeugt, dass jetzt dras­ti­sche Ein­schnitte nötig sind, um das Gesund­heits­sys­tem am Laufen zu halten.

Ein Problem ent­steht überall dort, wo der Medi­en­kon­sum entlang poli­ti­scher Über­zeu­gun­gen hoch pola­ri­siert ist und es die Ange­bote nicht oder nicht mehr flä­chen­de­ckend gibt, denen die Men­schen allen Studien zufolge am meisten ver­trauen: Lokal­zei­tun­gen und öffent­lich-recht­li­che Sender. Dies ist zum Bei­spiel in den USA der Fall. Lokal­zei­tun­gen gibt es an einigen Orten nicht mehr, das Natio­nal Public Radio fristet ein Nischen­da­sein. Weil viele Bürger, vor allem aus dem Lager der Trump-Wähler, den großen über­re­gio­na­len Qua­li­täts­me­dien nicht ver­trauen, sind sie beson­ders anfäl­lig für Ver­schwö­rungs­theo­rien aller Art. In Frank­reich, wo die Gelb­wes­ten-Bewe­gung ein tiefes Miss­trauen gegen „die Presse“ hegt und sie auf Seiten der Elite ver­or­tet, gab es sogar eine Protest-Demons­tra­tion gegen die Ein­schrän­kun­gen des öffent­li­chen Lebens. Beides ist brand­ge­fähr­lich.

So manch ein Experte, der in den sozia­len Medien schimpft, auf Twitter finde er oder sie viel bessere Infor­ma­tio­nen als in den Qua­li­täts­me­dien, mag damit punk­tu­ell recht haben. Aller­dings liegt ein großes Problem dieser Zeit in der Asym­me­trie der öffent­li­chen Infor­ma­tion. Während Gebil­dete keine Mühe damit haben, die sozia­len Netz­werke zu navi­gie­ren und darin schnel­ler mehr und bessere Aus­künfte zu finden, als dies bei­spiels­weise noch vor 20 Jahren der Fall gewesen wäre, zir­ku­lie­ren andere in weniger auf­ge­klär­ten Kreisen. Sie sehen dann über­wie­gend Bilder von leeren Regalen und stürmen die Dro­ge­rie­märkte auf der Suche nach Klo­pa­pier, wenn sie nicht gleich selt­sa­men, gerne über geschlos­sene Whats­App-Gruppen geteil­ten Tipps und Spe­ku­la­tio­nen anheim­fal­len. Jour­na­lis­ten sind die­je­ni­gen, die all diese Infor­ma­tio­nen sichten, sor­tie­ren, über­prü­fen, die ent­spre­chen­den Exper­ten aus­fra­gen und damit ver­ständ­lich für alle machen. Ohne Qua­li­täts-Jour­na­lis­mus würde sich die Infor­ma­ti­ons-Ungleich­heit massiv ver­schär­fen. Den Schaden hätten alle.

Wer aber sind nun die­je­ni­gen, die es besser wissen, und wie iden­ti­fi­ziert man sie? Tat­säch­lich lässt sich das nur in der Koope­ra­tion und im Aus­tausch von Ideen her­aus­fin­den, denn die Lage kann sich schnell ändern. Es ist deshalb wenig hilf­reich, ein­zelne Pro­fes­so­ren (sel­te­ner: Pro­fes­so­rin­nen) zu Medi­en­hel­den zu sti­li­sie­ren, so bril­lant sie auch sein mögen. Erstens können sie nur gut bleiben, wenn sie sich ständig über neueste Ent­wick­lun­gen infor­mie­ren und mit Kol­le­gin­nen und Kol­le­gen aus­tau­schen. Dazu brau­chen sie Zeit. Und zwei­tens führt solch ein Star-Dasein schnell zu einer Hybris, die der ehr­li­chen Suche nach dem neu­es­ten Stand des Wissens abträg­lich ist. Wis­sen­schaft ist ein stän­di­ger Prozess, sie liefert nur selten letzt­gül­tige Ant­wor­ten.

Recht­ha­ber sollten es sich deshalb auch ver­knei­fen, ältere Aus­sa­gen endlos her­vor­zu­kra­men und die Bot­schaf­ter vor­zu­füh­ren. Für die Medien gilt: Der Reflex des Politik-Jour­na­lis­mus, nach Schul­di­gen zu suchen, ist hier weniger gefragt als die ergeb­nis­of­fene Suche des Wis­sen­schafts­jour­na­lis­mus.

Noch stärker als sonst ist in Kri­sen­zei­ten Lernen bei lau­fen­dem Betrieb ein 24-Stunden-Geschäft. Und Lernen können bei so einer Groß­krise nur alle gemein­sam: Exper­ten, Poli­ti­ker und Jour­na­lis­ten ebenso wie die Bürger – und das welt­weit über Län­der­gren­zen hinweg.

Diese Kolumne erschien am 17. März 2020 bei Zentrum Liberale Moderne

Journalismus darf etwas kosten!

Das Angebot an Infor­ma­tio­nen und Mei­nun­gen ist zu einem Über­an­ge­bot gewor­den. Der Preis für viele jour­na­lis­ti­sche Pro­dukte ten­diert gegen Null. Deshalb müssen Zei­tungs­häu­ser und Medi­en­kon­zerne die Bedürf­nisse ihres Publi­kums ergrün­den. Bezahl­mo­delle funk­tio­nie­ren im Lokal­jour­na­lis­mus beson­ders gut.

Wenn es um ihre eigenen Pro­dukte geht, geben sich manche Jour­na­lis­ten erstaun­lich wenig selbst­be­wusst. „Leider, leider steht dieser Text hinter einer Bezahl­schranke“, kann man zuwei­len in den sozia­len Netz­wer­ken lesen, wenn eine Autorin oder ein Autor ihr eigenes Werk anpreist. Beim Bäcker zum Bei­spiel käme so etwas nie­man­dem in den Sinn. „Leider, leider muss ich für dieses Kür­bis­kern-Bröt­chen Geld ver­lan­gen“ – schon mal gehört? Okay, man kann das nicht direkt ver­glei­chen. Denn ein Bröt­chen gibt es nicht so ohne wei­te­res geschenkt. Um hin­ge­gen Jour­na­lis­mus zu bekom­men, der nichts kostet, reicht meist ein ein­zi­ger Scroll oder Klick. In der Infor­ma­ti­ons- und Auf­klä­rungs­bran­che hat die Digi­ta­li­sie­rung zu einem Markt­ver­sa­gen geführt.

Aller­dings sind sich viele Repor­ter und Redak­teure selbst nicht so sicher, ob sie für ihre Pro­dukte etwas ver­lan­gen dürfen. Schließ­lich sei die Auf­klä­rung der Bürger auch ein öffent­li­ches Gut, von dem alle pro­fi­tie­ren sollten, nicht nur die­je­ni­gen, die es sich leisten könnten, sagen sie. Jour­na­lis­mus, der nichts kostet, sei deshalb ein Dienst an der Demo­kra­tie. Man kann aller­dings auch anders argu­men­tie­ren: Die Demo­kra­tie braucht Medien, die ihre Rolle als Wächter, Welt­erklä­rer und Ver­mitt­ler zwi­schen gesell­schaft­li­chen Gruppen und ein­zel­nen Men­schen ernst nehmen und mit Lei­den­schaft aus­fül­len. Die Bereit­schaft der Bürger, für Jour­na­lis­mus zu zahlen, ist ein Grad­mes­ser dafür, ob ihnen das gut genug gelingt.

Fried­rich Merz: Wir brau­chen Jour­na­lis­ten nicht mehr

Die Situa­tion ist ver­fah­ren, und das hat mehrere Gründe. Einer­seits ist das Angebot an Infor­ma­tio­nen und Mei­nun­gen zu einem Über­an­ge­bot gewor­den: Da Men­schen mit­tei­lungs­be­dürf­tig sind, wollen sie mit ihren Bot­schaf­ten vor allem gehört werden. Dafür auch noch Geld zu ver­lan­gen, kommt nur den­je­ni­gen in den Sinn, die davon leben müssen oder eben jene Orga­ni­sa­tio­nen am Laufen halten, die sich der Auf­klä­rung der Bürger ver­schrie­ben haben. Die anderen würden not­falls sogar drauf­zah­len, um gehört zu werden. „Wir brau­chen die nicht mehr“, sagte der von Füh­rungs­am­bi­tio­nen getrie­bene CDU-Poli­ti­ker Fried­rich Merz kürz­lich an die Adresse von Jour­na­lis­ten und sprach damit vor allem eine Wahr­heit aus: Der  immer noch beliebte Jour­na­lis­mus des Typs „der hat gesagt, die hat gesagt“ ist vom Aus­ster­ben bedroht. Auf dem Markt für Infor­ma­tio­nen ten­diert der Preis für viele Arten von Inhal­ten gegen Null.

„Click­bai­ting“ höhlt Ver­trauen aus

Ande­rer­seits hat sich die Medi­en­bran­che die Kos­ten­los-Kultur auch selbst zuzu­schrei­ben. Zu lange hatte sie in dem Irr­glau­ben ver­harrt, das Erfolgs­mo­dell „Werbung finan­ziert Inhalt“, oder zumin­dest einen großen Teil davon, ließe sich von der Welt der gedruck­ten Zeitung eins zu eins in die Online-Welt über­tra­gen. Dass daraus ein Modell „Inhalte finan­zie­ren Daten für Inter­net-Kon­zerne“ werden würde, hatten sie nicht geahnt.

Von der Stra­te­gie, Texte aus Druckerzeug­nis­sen für jeden zugäng­lich online zu stellen, hat aller­dings bislang niemand pro­fi­tiert. Die Medi­en­häu­ser haben damit zwar ihre Reich­wei­ten erhöht, vor allem betraf das aber ver­wech­sel­bare Inhalte – das so genannte Click­bait –, die ihr Profil ver­wäs­sert und Ver­trauen aus­ge­höhlt haben. Einige Jour­na­lis­ten und Blogger konnten sich zwar per­sön­lich als Marke eta­blie­ren und mas­sen­weise Fol­lo­wer um sich scharen, das allein sichert aber selten ihren Lebens­un­ter­halt. Die Platt­form-Kon­zerne haben auch wenig von der Kos­ten­los-Kultur der Medien, denn der Anteil jour­na­lis­ti­scher Inhalte an allem, was rund um die Uhr über das Netz ver­brei­tet wird, liegt im unteren ein­stel­li­gen Bereich. Und nicht einmal der Anspruch auf mehr Demo­kra­tie wurde ein­ge­löst. Nach einer Studie des Reuters Insti­tu­tes for the Study of Jour­na­lism am Bei­spiel Groß­bri­tan­nien ist der Nach­rich­ten­kon­sum in der digi­ta­len Welt noch unglei­cher ver­teilt als offline: Während gebil­dete Schich­ten sich online aus mehr Quellen infor­mie­ren, bekom­men sozial schlech­ter gestellte wegen des Über­an­ge­bots an Unter­hal­tung und anderen Ablen­kun­gen noch sel­te­ner mit Jour­na­lis­mus in Berüh­rung als vorher.

Schreib­tisch­jour­na­lis­mus

Gewin­ner sind einzig die Bil­dungs­eli­ten, die mit der neuen Infor­ma­ti­ons­welt gut umgehen können. Die könnten es sich leisten, für guten Jour­na­lis­mus Geld aus­zu­ge­ben, aber sie tun es selten, wenn sie es nicht müssen. Welt­weit zahlen laut dem Digital News Report, der 38 Länder ana­ly­siert, nur etwa 14 Prozent aller online Nutzer für jour­na­lis­ti­sche Ange­bote. In einigen skan­di­na­vi­schen Ländern, in denen es wenige kos­ten­freie Qua­li­täts­an­ge­bote gibt, sind es immer­hin bis zu 30 Prozent.

In vielen einst pro­spe­rie­ren­den Zei­tungs­häu­sern ran­gie­ren die Stra­te­gien deshalb irgendwo zwi­schen Kürzen und Kahl­schlag. Überall auf der Welt ächzen Medien gleich­zei­tig unter dem Versuch, kos­ten­pflich­tige Ange­bote auf­zu­bauen. Das ist schwie­rig. Denn viele Redak­tio­nen haben sich aus der Not heraus auf eine Art „Copy und Paste“-Journalismus ein­ge­schos­sen, für den man den Schreib­tisch nicht ver­las­sen muss. Für solche Billig-Ware zahlen die Kon­su­men­ten nicht, doch für was dann? Vor lauter Ringen um Klicks und Reich­weite haben viele Medi­en­schaf­fende den Kontakt zu ihrem Publi­kum ver­lo­ren.

Geschäfts­mo­dell Lokal­jour­na­lis­mus

Klar ist: Kon­su­men­ten sind eher nicht geneigt, für ein­zelne Inhalte Geld aus­zu­ge­ben. Es gibt schlicht zu viele davon. Sie zahlen für ein Erleb­nis, zum Bei­spiel für ein Ritual am Morgen oder ein Event am Abend. Sie zahlen für Service und Bera­tung. Und sie zahlen für das Qua­li­täts­ver­spre­chen einer Marke, die es schafft, Ver­trauen auf­zu­bauen und zu pflegen. Men­schen müssen sich vom Jour­na­lis­mus ernst genom­men fühlen, wenn sie ihn unter­stüt­zen sollen. Redak­tio­nen müssen sich deshalb auf ihren Kern zurück­be­sin­nen: Sie müssen sich ihrem spe­zi­el­len Publi­kum zuwen­den, dessen Bedürf­nisse ergrün­den und ihm dienen. Im Lokal­jour­na­lis­mus kann das beson­ders gut gelin­gen.

Nur wer sich unver­zicht­bar oder zum Teil einer lieb­ge­wor­de­nen Routine macht, kann das in Rech­nung stellen. Bürger brau­chen Ori­en­tie­rung. Sie werden nicht für alles zahlen wollen, und wenige können es wirk­lich nicht. Auch für sie muss es Ange­bote geben, ob öffent­lich-recht­lich oder stif­tungs­fi­nan­ziert. Aber noch geben viele Men­schen für den Milch­kaf­fee zum Mit­neh­men mehr Geld aus als für den Jour­na­lis­mus, an dem sie mehr und länger Freude haben sollten. Es liegt in den Händen der Medi­en­häu­ser, das zu ändern. Jour­na­lis­mus, der so viel Spaß macht wie ein „Coffee to go“: Das muss zu schaf­fen sein.

Diese Kolumne erschien am 25. Februar 2020 bei Zentrum Liberale Moderne